Nitrat in Grund- und Trinkwasser
Für Natur und Mensch ein hochaktuelles Thema!
Vor einigen Jahren begann die Diskussion um die Wasserqualität in Deutschland Fahrt aufzunehmen.
Der Grund: Ein deutlicher Anstieg der Grundwasserbelastung durch Nitrat.
Ein durchaus brisantes Thema sowohl im ökologischen Bereich als auch im persönlichen Alltag. Eine Grundwasserbelastung durch Nitrat betrifft früher oder später jeden.
Die Wasserwerke müssen auf die erhöhten Nitratwerte im Grundwasser reagieren, um die Qualität des Trinkwassers weiterhin zu erhalten. Das ist für viele Wasserversorger mit erhöhten Kosten verbunden, die sich am Ende negativ auf die Wasserpreise auswirken werden.
Eine längerfristig zu hohe Aufnahme von Nitrat im Trinkwasser, aber auch durch Lebensmittel, kann zu gesundheitlichen Problemen und Erkrankungen führen.
Was genau ist Nitrat?
Bei Nitraten handelt es sich um wasserlösliche Salze der Salpetersäure. Diese Stickstoffverbindungen kommen natürlich im Boden vor, werden aber in der konventionellen Landwirtschaft meist noch zusätzlich als (Stickstoff-) Dünger zugeführt. Denn Nitrat fördert das Wachstum von Pflanzen, da es aus den Wurzeln aufgenommen, beim Aufbau organischer Verbindungen hilft.
Pflanzen können Nitrat nur begrenzt in den Blättern und Stielen speichern. Wird zu viel Stickstoff-Dünger zugeführt verbleibt er im Boden. Durch biochemische Prozesse wird er in Nitrat umgewandelt und versickert langsam ins Grundwasser.
Ist Nitrat gesund oder ungesund?
Nitrat an sich ist weitgehend ungiftig für den Menschen. Wie bei allen Salzen können jedoch große Mengen zu osmotischen Problemen führen. Dabei geht es allerdings um Mengen im zweistelligen Grammbereich. Die Aufnahme von Nitrat durch Wasser oder Lebensmittel liegt im Normalfall im Milligrammbereich.
Die eigentliche Gefahr liegt in der Reduktion des Nitrats zu Nitrit und der Bildung von krebserregenden Nitrosaminen durch nitritbildende Bakterien im menschlichen Darm und durch die Speicheldrüsen.
Wo wird der Nitratgehalt gemessen und von wem?
Nitrat im Grundwasser
Stickstoffdünger ist ein wichtiger und gängiger Bestandteil des landwirtschaftlichen Anbaus.
Übermäßige Düngung führt allerdings dazu, dass Rückstände im Boden verbleiben.
Nach Angaben des Nitratberichts 2020 sind dies momentan etwa 91 kg Stickstoff pro Hektar.
2010 waren es noch 67 kg Stickstoff, 2016 bereits 79 kg pro Hektar Anbaufläche.
Nach der Umwandlung in Nitrat versickern die Rückstände im Grundwasser und/oder werden durch Regen in die
Oberflächengewässer geschwemmt.
Der europaweit gültige Grenzwert von 50 mg pro Liter Nitrat im Grundwasser wird von Deutschland, aber auch anderen europäischen Ländern seit Jahren überschritten. Im aktuellen Nitratbericht des deutschen Umweltbundesamtes überschreiten 186 der 692 Messstellen des EU-Nitratmessnetz den Grenzwert zum Teil deutlich. Der höchste gemessene Wert lag 2018 bei 480 mg/l, der durchschnittliche Wert dieser 186 Messstellen lag bei 96 mg/l, während er beim gesamten Messnetz bei 37 mg/l lag.
Nitrat im Trinkwasser
Aktuell steht in den von uns untersuchten Ländern durchschnittlich etwa 2/3 der Bevölkerung Trinkwasser mit weniger als 10 mg/l Nitrat zur Verfügung.
Die räumliche Verteilung ist hier jedoch sehr unterschiedlich.
Für Deutschland und Österreich haben wir das genauer untersucht und sind zu einem interessanten Ergebnis gekommen:
Im nordöstlichen Teil Deutschlands steht mehr als 90 % der Bevölkerung Trinkwasser mit weniger als 10 mg/l Nitrat
zur Verfügung.
Im westlichen und südlichen Teil kommen hingegen nur etwa 40 % in den Genuss von nitratarmem Trinkwasser.
In Österreich befinden sich nitratreiche Gegenden hauptsächlich in Oberösterreich, dem südlichen Teil der Steiermark und der Region östlich von Wien.
Oder anders ausgedrückt:
Für über 37 Millionen Menschen in Deutschland und Österreich ist der Nitratgehalt des Trinkwassers so hoch, dass es für die Zubereitung von Säuglingsnahrung nicht geeignet ist. In den westlichen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen betrifft das sogar mehr als jede zweite Familie.
Es gibt außerdem verschiedene wissenschaftliche Studien, die einen Zusammenhang von erhöhten Nitratwerten im Trinkwasser mit verschiedenen Krebserkrankungen sowie Geburtsschäden bei Neugeborenen nachgewiesen haben.
Nitrat in Lebensmitteln
Neben dem Trinkwasser sind frisches Gemüse, aber auch einige gepökelte Fleischwaren die Hauptaufnahmequelle von Nitrat.
Der Nitratgehalt von Gemüse hängt neben der Gemüsesorte u.a. auch von der Sonneneinstrahlung ab. Das von der Pflanze aufgenommene Nitrat wird primär unter Sonneneinfluss überwiegend zu Eiweiß und anderen organischen Stickstoffverbindungen umgewandelt. Je weniger Licht und je niedriger die Temperaturen sind - wie vor allem im Winter in Gewächshäusern - desto unvollständiger wird das aufgenommene Nitrat abgebaut. Ein mehr oder weniger großer Teil des Nitrats verbleibt dann in den Pflanzen und wird dort gespeichert.
Wir haben eine Liste mit verschiedenen besonders nitrathaltigen Lebensmitteln mit ihrem durchschnittlichen Nitratgehalt für Sie zusammengestellt.